Mittwoch, 16. Januar 2013

Vom Tiefschnee in den Tiefschlaf

Tag vier des Skilagers brach erneut viel zu früh an, doch mittlerweile hatten sich alle an die geringe Menge Schlaf gewöhnt, auch wenn dies nicht bedeutet, dass man bereitwilliger das schöne, warme Bett verließ.
Nein, tatsächlich musste Frau Moock  lauthals „Aufstehen“ rufen und an alle Zimmertüren klopfen, um sicher zu gehen, dass jeder den Tag außerhalb des Bettes verbrachte.
Die Stimmung hatte nach dem Frühstück einen Tiefpunkt erreicht, da wir mit Schrecken feststellen mussten, dass unsere Skibekleidung eine enge Bindung zur Feuchtigkeit aufgebaut hatte und passend zum Thema „Schneehochzeit“ wollte sie sich auch nicht mehr von ihr trennen. Das bedeutete für uns einen kalt-nassen Start in den Tag, der durch die bescheidenen Wetterbedingungen auch nicht versüßt wurde. Denn ob man es glaubt oder nicht, Nebel, Starkschnee und kalter Wind  standen nicht in den Top 10 unserer Wetterwünsche.
Er erleichterte auch keinesfalls das Skifahren. Dieses ähnelte jetzt eher Topfschlagen, wobei es darum ging, ohne sich umzubringen das Tal zu finden. Was sich anfänglich als sehr schwer erwies und von kreativen Stürzen bis zu „Den Berg im Schneckentempo runter kriechen“ geprägt war, endete in einem brutalen, von den Lehrern unterstützten Klassenkampf.
Denn die Einteilung in Fortgeschrittene und Anfänger stand nach wie vor. Nur dass die Anfänger mittlerweile einen beträchtliche Menge an Übung hatten und durchaus in der Lage waren die „Profis“ in Technik wie auch in Schnelligkeit zu übertrumpfen. So sahen das zumindest die Lehrer, die mit dem Können ihrer Gruppe protzten, ganz zum Schrecken der Schüler, die sich dieser Fähigkeiten nicht so ganz bewusst waren. Dies ignorierten sie jedoch und prahlten fleißig mit. Die Fortgeschrittenen verteidigten ihren Stolz und stempelten die größenwahnsinnigen Ideen der Anfänger als Quatsch ab. Angetrieben von den Behauptungen und Spekulationen waren plötzlich alle Ängste und Hemmungen vergessen und merkwürdigerweise schienen der Wind, der Nebel und der ins Gesicht peitschende Schnee plötzlich nebensächlich.
Wettrennen und Konkurrenzkämpfe begannen, die Parteien entwickelten sogar aggressive Schlachtrufe. Während die Profis sich für die furchteinflößende Kampfhymne „Biene Maja“ entschieden, wählten die Anfänger den grausamen Titel „Über den Wolken“, auch wenn der Kampf der Parteien am Ende größtenteils von den Lehrern veranstaltet wurde, da die Schüler vor Müdigkeit und Anstrengung kaum noch stehen konnten.
Es kamen also alle sehr erschöpft aber glücklich unten im Tal an und freuten sich, als sie vom Busfahrer mit einem langen Hupen und einem gebrülltem „Ein belegtes Brot mit Schinken“ begrüßt wurden.
Das Abendessen verlief dem Hunger entsprechend einigermaßen zivilisiert.
Anschließend fand für einzelne, die Lust hatten, Nachtskifahren statt. Die meisten verkrümelten sich allerdings ins Zimmer und so ging ein erfolgreicher Tag 4 zu Ende.